Wir kennen sie alle: Den Lehrer, dem in unserer Schulzeit nur keiner ins Wort fiel, da er am Ende des Quartals die Noten verteilte. Den Geschäftsführer, der von seinen Mitarbeitern respektiert wird, weil er sich in einer Machtstellung befindet. Wenn solche Beziehungsgepflechte in Unternehmen entstehen, sinkt die Motivation, die Arbeitsbereitschaft und das Engagement von Mitarbeitern erheblich.
Nur ein vertrauensvolles, ehrliches Miteinander schafft das Fundament für einen erfolgreichen Arbeitsalltag. Das klingt wie Flower-Power ´69, und man könnte dagegenhalten, dass Unternehmen mit einer gegensätzlichen Philosophie auch funktionieren können. Soll Ihr Unternehmen funktionieren oder soll es gedeihen?
Die RespectResearchGroup, eine Forschungsgruppe junger Wissenschaftler aus Hamburg, hat sich genau diese Frage gestellt. Und siehe da: Respektvolles Verhalten des Vorgesetzten ist Mitarbeitern sogar außerordentlich wichtig. Sogar fast so wichtig, wie interessante Aufgaben bearbeiten zu können, welches den höchsten Stellenwert der Studie einnahm. Ebenso viel Wert legen Angestellte darauf, dass sie ihren Vorgesetzten überhaupt erstmal respektieren können. Das Forschungsteam vertritt die Annahme, dass Führungskräften häufig nicht bewusst ist, wie groß ihre Auswirkungen auf ihre Mitarbeiter sind. Sie würden häufig nicht mal bemerken, dass ihren Angestellten das entscheidende Quäntchen Respekt im Umgang fehle.
Bei gründlicher Recherche verschiedener Studien zur Arbeitspsychologie wird klar:
Die Arbeitsleistung in Unternehmen lässt sich durch respektvolles Verhalten steigern. Doch wie geht das?
1. Ihre fachliche Expertise ist nicht genug
Menschlichkeit und Emotionale Intelligenz werden Ihnen nicht dabei helfen, statistische Daten auszuwerten. Menschlichkeit hilft Ihnen jedoch dabei, zuzuhören, um die Probleme Ihrer Mitarbeiter zu verstehen und so aus Frustration Engagement zu erwirken. Durch die eigene, subjektive Perspektive und die damit einhergehenden, fehlenden Informationen über Sachverhalte kann ein verzerrtes Bild von Arbeitsabläufen entstehen. Offene Gespräche mit Empathie und Feingefühl schaffen Klarheit in vielen Situationen.
2. Ihre fachliche Expertise ist das Fundament
Eine ausgeprägte fachliche Expertise legitimiert Ihre Position im Unternehmen. In der Regel übernehmen Sie Verantwortung für die Entwicklung eines Unternehmens oder eines Bereiches. Den Status Quo zu erfassen und die richtigen Dinge zur richtigen Zeit zu unternehmen, erfordert eine gewisse Expertise. Tiefes Wissen ermöglicht ein fundiertes Urteilsvermögen, welches Sie als Vorgesetzter unbedingt benötigen.
3. Reflektieren Sie, um besser zu werden
Ein offener Austausch kann Gold wert sein. Wir kennen Situationen, in denen uns unser eigenes Bewusstsein für uns selbst trügen kann. Dies kann eigene Aufgaben betreffen bis hin zu der Art und Weise, wie Sie Gespräche führen. Das Selbstbewusstsein – der Grad, inwieweit man sich selbst bewusst ist – wird zwangsläufig durch Reflektion gesteigert. Das Prinzip gilt für das ganze Team: Transparenz und Feedback sind zwei mächtige Tools, denen Sie sich behelfen können, um ein produktives Miteinander zu begünstigen.
4. Verantwortung abgeben
Wenn Sie Ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich arbeiten lassen, erhöht sich Ihr Engagement. Sie fühlen sich geschätzt und sind zufriedener. Es gilt ein richtiges Maß zu finden, damit Sie Ihre Verantwortung erfüllen und dennoch frei arbeiten können.
5. Ehrlichkeit walten lassen
Ehrlichkeit und Höflichkeit gehen selten zusammen. Wie gehen Sie damit um, wenn die Leistung des Mitarbeiters nicht zufriedenstellend ist, Sie aber auch nicht demotivierend wirken möchten? Selbst in unangenehmen Situationen hat Ehrlichkeit Priorität. Unbequeme Themen sollten transparent und zeitnah angesprochen werden können. Oft fühlen sich die Beteiligten nach so einem Gespräch viel besser, auch wenn Sie dieses Gespräch eigentlich lieber „morgen“ führen wollten. Gemeisterte Konfliktsituationen schaffen Vertrauen.
6. Konsequentes Handeln
Zwischen Gesagtem und Getanem darf keine Kluft herrschen: Wenn Sie Dinge versprechen, müssen sie auch eingehalten werden. Gut zusammenfassen lässt sich dieser Punkt durch ein Zitat des Buches „Krieger des Lichts“ von Paulo Coelho:
„Wenn er sich mit seinen Gefährten und Gefährtinnen ums Feuer versammelt, redet er mit ihnen. Er weiß, dass das Universum seine Worte nicht vergisst und sie als Zeugnis seines Denkens bewahrt. Und der Krieger überlegt: ‚Warum rede ich so viel, wenn ich doch so häufig das Gesagte nicht in die Tat umzusetzen vermag?‘ Sein Herz antwortet ihm: ‚Wenn du öffentlich deine Ideen vertrittst, musst du dich bemühen, ihnen entsprechend zu leben.‘ Und da er denkt, was er sagt, wird der Krieger am Ende zu dem, was er sagt.“
7. Freude ist ansteckend
Spaß an der Arbeit motiviert. So einfach ist das. Wirklich herausragende und inspirierende Leistungen werden oft von Menschen erbracht, die mit Interesse und positivem Gefühl ihrer Arbeit nachgehen. Wenn Sie als Vorgesetzter Spaß haben, wirkt sich Ihr Gemütszustand aus. Vielleicht mehr, als Sie denken.
Natürliche Autorität ist unternehmerisch viel wertvoller als eine, die durch hierarchische Stellung erwirkt wird.
Die NASA wählt Ihre Kommandeure in heiklen Missionen nach informellem Ansehen und nicht nach Rang aus, da bei lebensbedrohlichen Zwischenfällen keine üblichen Sanktionsmaßnahmen helfen, den Befehlen des Kommandeurs zu folgen. Im Krisenfall muss die Zusammenarbeit funktionieren, ohne dabei auf formale Ränge zu verweisen. Und so ist es auch in Unternehmen: Teams, in denen die formale Hierarchie mit der gefühlten Hierarchie übereinstimmt, werden höchstwahrscheinlich erfolgreicher sein. Autorität oder Respekt auf natürliche Weise zu erhalten ist als Vorgesetzter nicht nur eine Option. Dies sollte Grundvoraussetzung sein, um Teams oder Unternehmen erfolgreich leiten zu können.